Das Monster von Gévaudan
Wilde Gerüchte
Wissenschaftler rätseln noch heute über die Identität
Die Existenz des Monsters steht außer Zweifel. Ein Mönch sammelte sämtliche Aufzeichnungen. Doch die Natur des Wesens und der Grund für die Überfälle liegen auch heute völlig im Dunkeln. Wissenschaftler versuchen, das Wesen zu identifizieren.
Über 100 Leute hat die Bestie von Gévaudan auf dem Gewissen. Dokumentiert in Zeitungsartikeln, Büchern und nicht zuletzt den Aufzeichnungen von Abt Pierre Pourcher aus dem Jahre 1889, ist die Existenz eines mordenden Wesens in Gévaudan nicht zu bezweifeln.
Über dessen Herkunft gibt es noch einige Spekulationen. Angefangen vom Werwolf, verkörpert im Wildhüter Jean Chastel bis zu afrikanischen Wilddtieren oder Bastarden davon. Pavian, Hyäne, Löwe, Leopard, aber auch Wolf und Hund müssen als Täter herhalten.
Die Zähne zeigen, dass es ein Hund oder ein Wolf gewesen sein muss
Wissenschaftler vom Pariser Museum für Naturgeschichte haben die Aufzeichnungen der Anatome aus dem Jahre 1767 noch einmal durchgesehen. Das Gebiss stammt zweifelsfrei von einem wolfsartigen Tier, also ein Hund oder ein Wolf. Das Gewicht von fast 60 Kilogramm stimmt mit dem eines augewachsenen Wolfes überein. Der Schädel weist Bestandteile beider Tiere auf. So sind die Kiefer kräftiger als bei der Wildform, so auch der Schädel. Die Größe der Zähne lässt allerdings auf einen Wolf schließen. Der vordere Teil des Körpers ist hundeartig, der hintere Teil ähnelt einem Wolf. Die Experten sind der Ansicht, dass das Wesen, sollte es sich tatsächlich um das Monster handeln, ein Bastard aus einem Wolf und einem großen Hund gewesen sein könnte.
Ungewöhnliche Praktiken
Abgesehen von der wahren Identität wirft auch der Mischling Fragen auf. So sind weder Wolf noch Hund in der Lage, einen Kopf wie mit einem Messer abzutrennen. Auch stieg die Zahl der Köpfungen jedesmal an, wenn das Tier gerade wieder verwundet worden war. Einige Opfer wurden komplett entkleidet aufgefunden. Ein Tier, das sich die Mühe macht, sein Opfer auszuziehen?
Wolf und Hund fürchten sich als Wildform normalerweise vor dem Menschen und gehen ihm aus dem Weg. Raubtiere halten sich bei der Jagd in der Regel an alte und schwache Tiere. Das Monster von Gévaudan ließ jedoch das Vieh links liegen, soll zielstrebig auf die Hüter losgegangen sein.
Gut trainiert
Diese Tatsachen lassen mehrere Schlüsse zu: das Monster hatte die Tollwut, wobei es dafür zu lange lebte. Es hat Geschmack an Menschenfleisch gefunden oder jemand hat es auf Menschen trainiert.
Die Rolle von Jean Chastel, dem Töter der Bestie ist völlig unklar. Untersuchungen an seiner Unterschrift weisen ihn als verschwiegenen, umsichtigen und berechnenden Mann mit kriminellen Tendenzen aus. Möglicherweise hat er die Bestie trainiert und das Ganze ist ihm über den Kopf gewachsen.
Unabhängig davon kam die Bestie für einige auch gerade zur rechten Zeit. Die Kirche bekam durch das Monster regen zulauf. Predigten über die Geißel Gottes fanden immer mehr Gehör. Die Menschen in Frankreich lebten im 18. Jahrhundert in großer Armut. Der Unmut wuchs - nur kurze Zeit nach dem Monsterauftritt kam es zur Revolution. Ein Monster, das die Bevölkerung terrorisiert und das der König dann zur Strecke bringen lässt, kam Ludwig XV. möglicherweise nicht ungelegen.
Einmal Mensch
Bis auf ein einziges Mal handelt es sich bei den Berichten von Überlebenden immer um einen Wolf oder zumindest ein wolfsähnliches Wesen.
Nur Jaques Portefaix, der Schuljunge, der die Bestie mit einer Mistgabel in die Flucht schlug, will einen Mann mit Wolfsfell gesehen haben - und er will ihn gekannt haben. Dies schreibt er in einem Brief an den König. Indes war es ihm im 18. Jahrhundert unmöglich, den Namen zu nennen. Konflikte wurden im Dorf ausgetragen.
So bleibt unklar, ob es sich um die Taten einer Bestie, eines trainierten Tieres oder eines Menschen und eines Tieres gehandelt hat. In Gévaudan geht noch heute der Spruch um: wenn es im Gebüsch knackt, sieh um Dich!
von Tim Förderer
Quelle: www.ZDF.de