Der Fall der toten Baronin
Antonia de Andricky war die Tochter des reichen Baron Andricky. Sie verliebte sich in einen jungen Edelmann, dessen Name der Nachwelt nicht erhalten blieb. Das gefiel aber ihrem Vater nicht, der höhere Ambitionen hatte und eine Hochzeit seiner Tochter mit irgendeinem Luftikus kam nicht in Frage. Im Zorn sprach er einmal den Schicksalssatz aus. „Lieber will ich dich tot sehen, denn als verheiratet mit so einem Schnorrer.“
Das traf auch prompt ein. Antonia fiel bewusstlos zum Boden. Der gerufene Arzt konnte nur den Tod bestätigen und so sollte man am 1. Juni 1796 die junge Gräfin beerdigen. Der Leichnam hatte aber eine verdächtig lebendige Farbe und beugsame Finger. Das erregte einen gewissen Verdacht und Empörung unter den Leuten, die nicht glaubten, dass das Mädchen tot sei.
Deswegen wählten der Bürgermeister und der Piaristenrektor einen Kompromiss. Die Tote wurde nicht in der Gruft beigesetzt sondern in einem offenen Sarg im Gruftflur. Weil sich am nächsten Tag der Zustand des Leichnams keineswegs veränderte, wurde ein Maurer gerufen und den in der Leichennische liegenden Sarg ließen sie einmauern. Das Gesicht hatte aber immer noch eine gesunde rosa Farbe und bewegliche Finger. Einen Tag später hörte angeblich der Frater und Kirchendiener, der auf die Nischenwand den Namen der Toten schreiben wollte, Antonias um Hilfe rufende Stimme. Vor lauter Angst verlor er das Bewusstsein. Die Mönche, die den bewusstlosen Kirchendiener fanden, hörten aus der Gruft nicht einmal die leiseste Stimme. Sie hielten die Träumerei des Kirchendieners, eines wohl immer sehr ängstlichen Menschen, für Wahnvorstellungen und beschäftigten sich mit dieser Angelegenheit nicht mehr.
Heute werden wir wohl nicht feststellen können, was an dieser furchterregenden Geschichte wahr ist und was von dem Vorstellungsvermögen der Menschen dazu gedichtet wurde. Es wird aber besser sein die Gruft der Baronin Andricka nicht zu öffnen.
Quelle: trencin.sk